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MADAME MOUSTACHE SUCHT EDLE OSTEREIER, ÄH WEINE IN VOUVRAY

Aktualisiert: 14. Mai 2023



Nicht weniger als 51 Appellationen säumen die Loire auf ihrem Weg vom Massif Central bis zum Atlantik. Das Loiretal ist flächenmäßig das drittgrößte Weinanbaugebiet Frankreichs und gehört zu den absoluten Lieblingsregionen von Madame Moustache, sowohl önologisch als auch kulturell. Auch wenn sie das bei unzähligen Loire-Schlossbesichtigungen (es gibt über 400 davon!) im Teenageralter nicht immer so gesehen hat. Vouvray ist schon der dritte Weinort an der Loire, nach Sancerre und Muscadet Sèvre et Maine, an dessen Ufer Madame ihren Anker auswirft. Auf den typischen weißen und gelben Kreideböden, auch Tuff genannt, wird eine einzige Rebsorte angebaut: der Chenin Blanc. Hier kann er sich in all seiner Vielfalt zeigen - von schäumend über trocken, halbtrocken bis süß.


Die Geschichte des Weinbaus in Vouvray begann bereits im 4. Jahrhundert, ein gewisser St. Martin hatte dabei seine Finger mit im Spiel. Er war nämlich nicht nur sehr großzügig, siehe die Geschichte mit dem Mantel, sondern auch sehr abenteuerlustig und visionär. Im Jahre 372 gründete er die Abtei von Marmoutier und legte die ersten Weingärten in Vouvray an. Kleiner Wein-Funfact am Rande, sein Esel soll das Laubmanagement im Weinbau erfunden haben, natürlich tat er das eher ungeplant und aus reiner Verfressenheit, aber die erfolgreiche Ernte im Anschluss gab ihm recht. Mit Beginn des 13. Jahrhunderts wurde bereits hauptsächlich auf Weißwein und insbesondere die Rebsorte Chenin Blanc gesetzt, die besonders gut auf den kalkhaltigen Böden gedeiht.


Die Loire bildete zeitweise, während des Hundertjährigen Krieges im Spätmittelalter, die Grenze des französischen Kernlands zu den nördlichen, von England und den Bourguignons besetzten Gebieten. Deshalb wurde sie von zahlreichen Festungen und Burgen gesäumt. Aufgrund der Schönheit der Region und einem anhaltenden Misstrauen in die Loyalität der Pariser Bevölkerung blieben die französischen Könige auch nach der Rückeroberung von Paris und des restlichen Nordens durch Charles VII bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts an der Loire. Auf den Fundamenten der ehemaligen Festungen errichteten sie und der ihnen gefolgte Hochadel ihre Schlösser, die bis heute weltberühmt sind.


Auch nach der Rückkehr nach Paris Mitte des 16. Jahrhunderts fanden die Weine aus Vouvray dank der günstigen Verkehrlage an der Loire ihren Weg an den französischen Königshof und wurden bis nach England und Holland exportiert. Der große Rabelais setzte 1533 in seinem satirischen Romanzyklus Gargantua und Pantagruel dem Chenin Blanc, auch als Pineau de Loire bekannt, sogar ein literarisches Denkmal "C’est vin pineau. Ô le gentil vin blanc ! ". Übrigens ein sehr groteskes Buch, welches Madame für ihr Bac français vorbereiten musste, so schließt sich der Kreis. 1936 gehörte Vouvray zu den ersten Regionen, die in Frankreich als geschützte Herkunftsbezeichnung anerkannt wurden. Heute findet man hier um die 150 Weingüter, verteilt auf 2300 Hektar und über 8 Gemeinden.


Eines dieser Weingüter ist die Domaine Vincent Carême, Madames Neuentdeckung. Vincent ist Winzer in erster Generation, seine Familie hatte eine gemischte Landwirtschaft, zu der auch 5 ha Rebfläche gehörten. Sein Großvater zeigte ihm mit 14 wie man aus Trauben Wein macht und weckte damit seine Begeisterung. Nach einer Ausbildung am Lycée Viticole machte er sich auf den Weg um seine Kenntnisse in den Weingärten von Sancerre, Champagne, Elsass und sogar Thailand zu verschließen. Bei einem 4 jährigen Aufenthalt in Südafrika, der zweiten großen Heimat des Chenin blanc, lernte er 1997 seine zukünftige Frau Tania kennen. Mit ihr kehrte er zwei Jahre später zurück in seinen Heimatort Vouvray und gründete das Weingut Vincent Carême. Inzwischen besitzen die beiden 17 ha biozertifizierte Rebfläche und machen auch in Südafrika Wein.


Die zum Teil sehr alten Rebstöcke wachsen auf Kalkuntergrund bedeckt von Lehm mit Feuersteineinschlüssen. Die Trauben werden von Hand gelesen und sortiert. Beim Ausbau setzt Vincent auf Spontanvergärung und 400 l Eichenfässer, welche überwiegend gebraucht sind, und lässt seinen Weinen so viel Ruhe wie möglich. Er gehört zu einer neuen dynamischen Winzergeneration und ist jetzt schon mit tonangebend in Vouvray. Die reiche Geschichte des Ortes, die wunderschöne Landschaft sowie die Verkostung der Weine von Vincent haben dazu geführt, dass Madame Moustaches noch besser versteht, warum die französischen Könige diese Region so geschätzt haben. Vive la Loire!

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